Deutsche Journalistenschule: Wie die Aufnahmeprüfung zu schaffen ist

Es ist ziemlich genau 15 Jahre her, dass ich die Aufnahmeprüfung der DJS bestanden habe – und tatsächlich hat sich der Aufnahmetest bis heute nicht wirklich verändert. Zuerst muss sich hier für die Bewerbung registriert werden, dann gibt es Anfang Dezember auch die Themen für die Bewerbungsreportage. Wird die für gut befunden, gibt es die Einladung nach München, zwei Tage Aufnahmeprüfung. Als ich mich 2007 bewarb, war ich 29 Jahre alt, die DJS hatte damals noch eine Altersgrenze, die beim Master bei eben genau 29 Jahren lag. Ich hatte also nur diesen einen Versuch. Darum habe ich schon früh angefangen, mich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten – und das war auch gut so

Die Bewerbungsreportage

Vier Themen gibt es Anfang Dezember, eineinhalb Monate später muss zu einem dieser Themen eine Reportage fertig sein. Ich habe mir damals das Thema „Jemand, der in seinem Beruf viel mit dem Tod zu tun hat“ geschnappt – wie ca. 70 Prozent der Bewerber damals auch. Meine Empfehlung: Die erste Idee, die man zum Thema hat, gleich verwerfen, denn diese Idee haben sicherlich auch eine Menge der Mitbewerber. Also habe ich nicht über den Beerdigungsunternehmer geschrieben. Einen Tatortreiniger, der sich portraitieren lassen wollte, habe ich nicht gefunden (das war übrigens bevor es die NDR Kulst-Serie Der Tatortreiniger gab), dritte Idee war dann ein Rettungswagenfahrer. Mit dem, den ich getroffen habe, habe ich mich zwar lange unterhalten können – aber ersten war mir der gute Mann tatsächlich recht unsympathisch, zweitens durfte ich selbst nicht mitfahren. Also habe ich auch dieses Thema verworfen – denn eine Reportage bedeutet im Wortsinn ja zurückbringen, mitbringen. Was ich nicht selbst erlebe, kann ich nicht reportieren. Schließlich habe ich mich dann für einen Neonatologen entschieden, einen Arzt auf der Kinderintensivstation im Berliner Virchow-Klinik.
Auf das Interview habe ich mich intensiv vorbereitet – im Netz gibt es viele Seiten und Foren von und für Eltern, die ein Kind verloren haben. In der Staatsbibliothek bin ich sogar auf die Kindertotenlieder von Friedrich Rückert gestoßen, auch das hat mir geholfen, mich in das Thema einzufühlen, einzufinden. Meines Erachtens ist es unglaublich wichtig, eben genau dies zu tun – sich nicht nur auf ein Thema einzulassen, sondern richtig einzutauchen.
Das Interview lief dann auch über zwei Stunden, denn ich hatte einfach mehr zu fragen als einfach nur „erzähl mal“. Und dann bin ich auf die Kinderintensivstation gekommen. Die Eindrücke, die ich hier sammeln konnte, die haben aus einem Interview eine Reportage gemacht – denn ich habe miterlebt, wie 250 Gramm schwere Frühchen im Brutkasten gepflegt werden, auch wenn jeder davon ausgeht, dass das Kind wohl nicht überleben wird. Ich habe das Piepsen der Geräte gehört, die gedämpfte, leise Stimmung erlebt, die besorgten Blicke der Eltern gesehen.
Wer etwas erzählen will in seiner Reportage, der muss auch etwas erleben.

Lernen für den Aufnahmetest: so früh, wie möglich

Ich habe mich damals im Sommer für die DJS-Aufnahmeprüfung registriert, und direkt mit der Vorbereitung angefangen. Viele denken, okay, ich warte erst mal ab, ob meine Bewerbungsreportage Erfolg hat, ob ich überhaupt eingeladen werde. Doch damit verplempert man viel Zeit. Ich habe direkt im September angefangen, zu lernen. Die DJS hat nie ein Geheimnis um ihre Aufnahmeprüfung gemacht, der Wissenstest beispielsweise wird jedes Jahr nach der Aufnahmeprüfung veröffentlicht. Ich empfehle jedem, den einen oder anderen erst einmal zu machen, damit man ein Gefühl bekommt, was einen erwartet. Kurz gesagt: Abgefragt wird eine Mischung als aktuellem Zeitgeschehen (die vergangenen eineinhalb Jahr vor der Prüfung) und Allgemeinwissen. Das schöne daran: darauf kann man lernen, und wer früh genug anfängt (also schon vor der Bewerbungsreportage), der hat auch weniger Stress.

Wissens- und Bildertest: Die Lernkartei hilft

Ich lerne gern mit der Lernkartei – das System ist einfach und effektiv. Ich nutze auch nach wie vor weiterhin echte Papierkarten, keine App, denn beim Erstellen der Karteikarten prägen sich die Inhalte ein. Ich bin relativ systematisch vorgegangen: Bundesländer mit Kabinett inkl. Regierungskoalition, Ministerpräsidenten, das komplette Bundeskabinett, die wichtigsten CEOs Deutschlands und der Welt. Wichtige Akteure von Institutionen wie Vereinte Nationen, Europäische Union, NATO, usw. Chefredakteure und Intendanten der wichtigen Medienunternehmen in Deutschland. Die wichtigsten Kardinäle und Bischöfe (immerhin ist die DJS in Bayern). So was alles.

Dann: Jahresrückblicke sammeln und systematisch auswählen. Pro Ereignis eine Lernkartei mit Foto, so lernt sich gleich für den Bildertest mit.

Weiter: Tageszeitung lesen (gern auch online, wir haben immerhin 2019) und neue Ereignisse in die Lernkartei einpflegen. Die Kartei selbst hatte ich monatelang immer überall dabei und habe ständig mal Karten durchgelernt. Kurz um – ich habe alles, was mir untergekommen ist, darauf geprüft, ob ich meine, dass es im Aufnahmetest drankommen könnte. Und dann eine Karteikarte erstellen. Das habe ich fast zu einem Hobby gemacht – am Ende hatte ich mit meiner Vorbereitung eine Trefferquote von etwa 90 Prozent.

Auch für den Schreibtest kann man üben

Der Schreibtest ist auch kein Hexenwerk: Es wird ein Fernsehbeitrag gezeigt – beispielsweise aus Frontal 21 oder Panorama. Zwei oder drei mal. Jeder macht sich Notizen, hat dann eine Stunden Zeit (ich glaube es war eine Stunde, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, vielleicht waren es auch zwei Stunden), um aus dem Fernsehbeitrag einen Text zu machen. Und genau das habe ich im Vorfeld trainiert. Den Mediatheken sei Dank. Einfach einen Beitrag aus einer der oben genannten Sendungen auswählen, zwei mal anschauen, Alarm auf eine Stunde und los. Mir hat es vor allem geholfen, mir in der Prüfungssituation die Zeit richtig einzuteilen.

Das Gespräch: Hier ist alles möglich

Der Tipp: Wirklich offen und ehrlich sein. Die Kommission von acht Prüfern hockt vor drei Bewerbern, alle haben den ausformulierten Lebenslauf vor sich, alle haben sich was angestrichen. Die Fragen sind nicht unfreundlich, aber sehr direkt. Und genau so sollten auch die Antworten sein. Das Ziel des Gesprächs ist es ja, dass die Prüfer den Bewerber kennen lernen können, und genau das muss der Bewerber zulassen. Also: Habe ich eine Meinung zu einem Thema, sollte ich sie auch vertreten (und ggf. durchargumentieren können). Habe ich mich mit einem Thema nicht so beschäftigt oder weiß nix dazu, sollte ich das auch sagen. Es geht nicht darum, den Prüfern nach dem Mund zu reden. Die DJS will Charaktere. Klar, jeder ist aufgeregt, aber am Ende muss ich der Prüfungskommission klar machen, dass ich wirklich an die DJS will. Oft wird sich in Bewerbungsgesprächen hinter Floskeln versteckt – man sei super flexibel und teamfähig. So einen Bullshit will niemand von der DJS hören (und auch nicht im Lebenslauf lesen). Wenn Du aber erzählst, dass Du neben der Schule schon frei für die Lokalzeitung gearbeitet hast oder während des Studiums auf dem Rettungswagen mitgefahren bist, Du freiwillig Wehrdienst geleistet hast oder ein soziales Jahr in Israel gemacht hast – dann zeigt das schon, wie flexibel, teamfähig usw. Du bist.

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