Moia ist da, der Elektro-Bus-Shuttle-Service von VW hier in Hamburg.
Irgendwo zwischen Taxi, DriveNow und ÖPNV angesiedelt. Gestern habe ich am Abend mal eine Testfahrt gemacht – und war angenehm überrascht. So hässlich die Busse von außen sind, so geräumig sind sie innen. Bequeme Sitze, niemand muss seine Mitfahrer ansehen oder gar mit ihnen reden, wenn er nicht will. USB-Anschlüsse an jedem Sitz. Annähernd geräuschlose Fortbewegung. Mega viel Platz. Und in meinem Fall mit einem gutgelaunten Fahrer, der gern mit mir geplauscht hat.
Testbetrieb mit 100 Fahrzeugen
Derzeit fahren etwa 100 Moia-Busse in Hamburg – meinem Fahrer zufolge hat VW das Ziel, die Flotte auf 1000 Busse auszubauen (Update 26.4.19: Ein Gericht hat den Ausbau der Flotte erst mal auf 200 Fahrzeuge beschränkt). Noch haben sie Probleme, genügend Fahrer zu finden – und das, obwohl sie gut bezahlen würden und die Ausbildung lediglich zwei Wochen dauert. Natürlich – wer keinen Personenbeförderungsschein besitzt, muss denn auch noch machen. Eine Fahrt kosten derzeit maximal 5 Euro, zukünftig werde ein Preis zwischen 5 und 10 Euro angepeilt. Damit dürfte Moia deutlich günstiger sein als jedes Taxi. Sollte Moia tatsächlich einmal mit 1000 Bussen durch Hamburg kurven, dürften etliche Taxis weniger gebraucht werden – kein Wunder, dass die Branche sturm läuft. Zumindest ein Teil der Branche, denn meinem Fahrer zufolge hat Moia viele seiner Fahrer aus eben dieser Branche rekrutiert. Denn das Angebot sei gut, ordentliche Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten, Festanstellung – das gebe es in der Taxibranche nicht so oft, meinte mein Fahrer.
Zwischenschritt in die Zukunft
So faszinierend und kommod das Angebot von Moia ist – in seiner jetzigen Form ist es nur ein Zwischenschritt. Moia bringt sich in Deutschland ins Stellung, für den Zeitpunkt, ab dem komplett autonome Fahrzeuge auf deutschen Straßen erlaubt sind. Dann werden, vermute ich, die lustigen Moia-Dickschiffe sofort gegen selbstfahrende Busse ausgetauscht. Dann wird es richtig düster für die Taxibranche – denn Moia kann sein Angebot dann schnell ausbauen, quasi beliebig skalieren. Viel Bedarf? Viele Fahrzeuge auf der Straße. Wenig bedarf? die autonomen Autos bleiben in der Garage. Ein wenig bizarr: Die ehemaligen Taxifahrer, die jetzt bei Moia fahren, arbeiten mit daran, dass ihre ehemalige Branche abgeschafft wird – und müssten doch wissen, dass sie selbst bei Moia mittelfristig wohl keine Perspektive haben.
Wenn Moia ein Erfolg wird, dann leidet die Taxi-Branche
Die einfache Fahrt kostet noch maximal fünf Euro, fahren mehrere Leute zusammen, wird es pro Kopf günstiger. Nach der Eröffnungsphase sollen die Fahrten auf maximal 10 Euro ansteigen. Bei fünf Euro bin ich dabei, bei 10 Euro würde ich zucken. Schon jetzt fahre ich sehr wenig Taxi, denn das Stadtrad in Hamburg kostet nichts, die Emmy-E-Scooter sind recht preiswert und klar, mit Bus, U- und S-Bahn kommt man in Hamburg auch gut durch. Eine Sorge ist, dass Moia Leute aus dem ÖPNV zieht, der Autoverkehr dadurch zunimmt. Die eine oder andere Einzelfahrt mit dem Bus wird vielleicht tatsächlich an Moia abwandern, aber wer eine Tages-, Wochen- oder Monatskarte hat, der wird eher kaum extra Geld für Moia ausgeben. Wer bisher oft Taxi gefahren ist, der dürfte öfters auf Moia umsteigen.